Barockmusik von der Iberischen Halbinsel 

Das schwere Erdbeben in Lissabon von 1755 hat die Überlieferung vieler Werke portugiesischer Komponisten beeinträchtigt. Zu den erhaltenen Orchesterwerken von Carlos Seixas (1704-1742), Kapellmeister der Königlichen Kapelle in Lissabon, gehört zum einen die Sinfonia B-Dur. Zum anderen ist ein Konzert für Cembalo und Orchester überliefert, das zu den frühesten seiner Gattung in Europa zählt. Die amici musici stellen die sehr durchsichtige und „galante“ Tonsprache dieser beiden Werke vor, die bereits über die Zeit des Barock hinausweist.
Bei der titelgebenden „Follia“ von Francesco Geminiani (1687-1762) handelt es sich um ein Concerto grosso nach Arcangelo Corellis Violinsonaten op. 5. „La Follia“ ist das berühmteste Stück dieser Reihe – und dieser Begriff wiederum bezeichnet zunächst einen portugiesischen Tanz und dann ein Kompositionsmodell, das sich vor allem unter dem Titel „Folies d’Espagne“ weit verbreitete.
Domenico Scarlatti trat 1719 in den Dienst des portugiesischen Königs. Eine seiner wichtigsten Aufgaben war der Cembalounterricht für Prinzessin Maria Bárbara de Bragança. Vor allem aus dieser Tätigkeit stammen die 555 Cembalosonaten, die Scarlattis (Nach-)Ruhm begründen. Dass Scarlatti hauptsächlich für das Cembalo komponierte, bedeutet aber nicht, dass man als Orchester auf seine Werke verzichten muss. Neben seinen eigenen Orchesterwerken, wie die Sinfonia Nr. 2 G-Dur, veröffentlichte der Engländer Charles Avison eine Sammlung von Concerti grossi, bei denen die einzelnen Sätze auf Cembalosonaten von Scarlatti beruhen.
www.amici-musici.de


   Seit 1975 existiert das Kammerorchester "amici musici" der WWU Münster, und seit dieser Zeit motiviert uns die Erkenntnis 
„Barockmusik macht glücklich!“. 

Wer beim Zuhören Lust bekommen hat, bei uns mitzuspielen, 
ist immer herzlich willkommen!
Kontakt: Brigitte Heeke (Tel.: 0251 / 96 198 902) · www.amici-musici.de


  
 P R O G R A M M

Georg Philipp Telemann (1681 – 1767)
Les Portugais“, aus: Ouverture B-Dur TWV 55:B5
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Domenico Scarlatti (1685 – 1757)
Sinfonia No. 2 G-Dur
Allegro – Grave – Menuet allegro
Meike Sonnenberg, Querflöte · Brigitte Heeke, Oboe
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Charles Avison (1709 – 1770)
Concerto grosso D-Dur No. 6,
aus: 12 Concerti grossi nach Cembalosonaten Domenico Scarlattis
Largo – Con Furia – Adagio – Vivacemente
Christel Vockelmann & Madlen Hagemann, Violine
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Carlos Seixas (1704 – 1742)
Sinfonia B-Dur
Allegro – Adagio – Minuet: Allegro
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Carlos Seixas
Concerto D-Dur für Cembalo, Streicher und Basso continuo
Allegro – Adagio – Giga: Allegro
Ulrike Thesmann, Cembalo
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Francesco Geminiani (1687 – 1762)
Concerto grosso d-moll „La Follia“,
aus: 12 Concerti grossi nach Arcangelo Corellis Violinsonaten op. 5
Christel Vockelmann & Monique Massin, Violine
Heinrich Rühe, Violoncello



Auch wenn die iberische Halbinsel fraglos ein beliebtes Urlaubsziel darstellt, ist sie doch für die amici musici noch weitestgehend ein unvertrautes Terrain – umso wichtiger, diesen weißen Fleck auf unserer musikalischen Landkarte endlich zu tilgen! Allerdings gelangen wir manchmal eher auf Umwegen an das gewünschte Ziel…
So nimmt uns zu Beginn der altbekannte Georg Philipp Telemann als Reiseführer an die Hand und stellt uns „Les Portugais“ vor. Das kleine Stück, eine Kombination aus zwei Tanzsätzen, stammt aus einem größeren Werk, in dem Telemann neben den Portugiesen auch noch die Türken, Schweizer und „Moskoviter“ porträtiert und das daher den Beinamen „Völker-Ouverture“ trägt.
Die folgende Komposition stammt dann aber schon von der iberischen Halbinsel, wenn auch nicht direkt von einem „portugiesischen“ oder „spanischen“ Komponisten. Zumindest war Domenico Scarlatti gebürtiger Italiener, doch nach Tätigkeiten an verschiedenen italienischen Höfen trat er 1719 in den Dienst des portugiesischen Königs. Eine seiner wichtigsten Aufgaben war der Cembalounterricht für die hochbegabte Musikliebhaberin Prinzessin Maria Bárbara de Bragança, die er 1729 nach ihrer Heirat mit dem spanischen Thronfolger, dem späteren König Ferdinand VI., auch in ihre neue Heimat begleitete. Vor allem aus dieser Tätigkeit stammen die 555 Cembalosonaten, die Scarlattis (Nach-)Ruhm begründen. Ein Schattendasein führt demgegenüber seine Orchestermusik, zu der die Sinfonia in unserem Programm zählt. Mit „Sinfonia“ ist aber noch keineswegs die Großform der Symphonie gemeint, wie sie seit Haydn, Mozart und Beethoven etabliert ist, sondern erst deren Vorform, eine ursprünglich als Opernvor- oder zwischenspiel dienende Folge von drei Sätzen nach dem Muster schnell – langsam – schnell. Entsprechend kurz(weilig) eilt auch Scarlattis Sinfonia dahin, deren beide letzte Sätze jeweils nur wenige Takte umfassen.
Dass Scarlatti hauptsächlich für das Cembalo komponierte, bedeutet noch nicht, dass man als Orchester auf seine Werke verzichten muss – es bedarf lediglich eines „Mittelmannes“ wie des Engländers Charles Avison: Ausnahmsweise nicht in London, sondern im nordenglischen Newcastle upon Tyne wirkte er als Organist, Musiklehrer, Konzertveranstalter und eben auch Komponist. Aus seiner Feder stammen mehrere Instrumentalwerke, darunter eine Sammlung von Concerti grossi, bei denen die einzelnen Sätze auf Cembalosonaten von Scarlatti beruhen. So wird aus dem Solowerk ein Wechselspiel von gesamtem Orchester und einzelnen Solisten (hier ganz typisch zwei Violinen), das den Vergleich mit dem Original nicht zu scheuen braucht.
Mit dem Komponisten der nächsten beiden Werke haben wir nun endlich einen waschechten Portugiesen vor uns: Carlos Seixas war nach verschiedenen Anstellungen als Organist der Nachfolger Scarlattis als Kapellmeister der Königlichen Kapelle in Lissabon, ein Amt, das Seixas dann bis zu seinem Tode 1742 bekleidete. Wie bei so vielen Komponisten aus Portugal hat das schwere Erdbeben in Lissabon von 1755, bei dem zahllose Dokumente verlorengingen, die Überlieferung seiner Werke nachhaltig beeinträchtigt Zu den erhaltenen Orchesterwerken (auch in Seixas œuvre dominieren Solokomkpositionen für Cembalo und Orgel) gehört zum einen die Sinfonia B-Dur, in der man das Muster der Scarlatti-Sinfonia wiedererkennt, wobei nun aber den einzelnen Sätzen ein erkennbar größeres Gewicht zukommt. Zum anderen ist ein Konzert für Cembalo und Orchester überliefert, das zu den frühesten seiner Gattung in Europa zählt. Beiden Werken ist eine sehr durchsichtige und „galante“ Tonsprache gemeinsam, die bereits über die Zeit des Barock hinausweist.
Bei unserem Abschlussstück führt der Weg ein weiteres Mal von England über Italien nach Portugal: Francesco Geminiani stammt zwar aus dem italienischen Lucca, war aber als Geigenvirtuose (und Kunsthändler!) schwerpunktmäßig auf den Britischen Inseln tätig, wo er vor allem mit Bearbeitungen von Werken seines Lehrers Arcangelo Corelli reüssierte, darunter die 12 Concerti grossi, die auf Corellis Violinsonaten op. 5 basieren. Das berühmteste Stück dieser Reihe ist „La Follia“ – und dieser Begriff wiederum bezeichnet zunächst einen feurig-schnellen portugiesischen Tanz („folia“ bedeutet etwa „lärmende Lustbarkeit“, „übermütige Ausgelassenheit“) und dann ein Kompositionsmodell, das vor allem unter dem Titel „Folies d’Espagne“ einen wahren Siegeszug in der Barockmusik und darüber hinaus angetreten hat. Dessen Grundmuster ist ausgesprochen simpel: Eine bestimmte, immer wiederkehrende Harmoniefolge bildet das Fundament für eine Reihe von Variationen, die nicht selten im Dienste virtuoser Zurschaustellung stehen. Dass zumindest sowohl Corelli als auch sein Schüler Geminiani ihr Handwerk als Violinvirtuosen verstanden haben, stellt ihr Werk jedenfalls hörbar unter Beweis. gmk



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Folkmusik, die in keine Schublade passt


INLÉ-RAH, das sind fünf experimentierfreudige Musiker, wie sie nicht unterschiedlicher sein könnten. Klassisch ausgebildete und autodidaktische Folk- und Mittelaltermusiker bilden dennoch eine harmonische Einheit.



Mit ihren unterschiedlichen Instrumente (Drehleier, Cister, Cello, Dudelsack, Pommer, Schalmei, Spinett) finden sie zu einem homogenen Klangbild. So gelingt es ihnen sowohl traditionelle als auch neu komponierten Stücke aus ganz Europa in ein neues Licht zu rücken.



Unter dem Zeichen des Hasen, dem Krafttier der nordischen Mythologie, erzählt Inlé-Rah (mit der Bedeutung, frei nach Richard Adams' Roman "Watership Down" – "Prinz der Nacht" oder auch "The black rabbit of Inlé") musikalische Geschichten und Klangbilder aus alten Zeiten und anderen Welten.



Das Konzert ist am Sonntag (25. Februar)

in der Dyckburgkirche,

Dyckburgstraße 220 (Handorf), 17Uhr (Dauer ca. 1 Std.)



Eintritt frei, Spenden erbeten


Tobias von Schmude (Drehleier, Cister)


Barbara Zimmermann-Keßler (Cello )


Katrin Bolte (Percussion)


Kristina Künzel (Dudelsäcke )


Ingo Voelkner (Pommer, Schalmei, Spinett)