Thomas Fritzsch, in der lebendigen Tradition sächsischer Kirchen- und Hausmusik aufgewachsen, ist „wohl einer der derzeit bedeutendsten Gambisten weltweit.“ (Musica Sacra 04/2017) Robert Marshall lobte ihn als den Casals der Gambe. In den europäischen Konzertsälen ist er ebenso zu hören wie auf den Podien der Metropolen New York, Boston, Tokio, Seoul, Abu Dhabi, Dubai, Havanna, Hongkong, Shanghai, Jerusalem und Tel Aviv. Mit Leidenschaft und brillantem historischen Wissen sucht und entdeckt Thomas Fritzsch verschollene und vergessene Werke der Gambenliteratur, die zur Spätblütezeit des Instrumentes an der Schwelle zum 19. Jahrhundert entstanden. Zu den spektakulärsten Funden zählen dabei Carl Friedrich Abels 2nd Pembroke Collection und sein Gambenkonzert in A-Dur, Abels Ledenburg-Sonaten, Sonaten Johann Christian Bachs und dessen für Abel geschriebener Quartett-Zyklus Opus 8, die er erstaufführte, edierte und in Weltersteinspielungen vorlegte. Immer wieder wandte sich Thomas Fritzsch in Ersteinspielungen und Konzerten vergessenen Werken Georg Philipp Telemanns zu (u.a. Telemannisches Gesangbuch, Telemannische Hauspostille), um sie in kreativer Darbietung zu popularisieren. Weltweites Aufsehen in der Musikwelt erzielte im Oktober 2015 die Nachricht, daß Thomas Fritzsch die bislang als verschollen gegoltenen 12 Fantasien für Viola da gamba von Georg Philipp Telemann aus dem Jahre 1735 auffinden konnte. 2016 stellte er diese durch Welterstaufführung, Einspielung und Edition der Öffentlichkeit vor und erhielt dafür weltweit begeisterte Reaktionen und Höchstbewertungen von Fachmagazinen. Für diese Welt-Ersteinspielung des Jahres wurde Thomas Fritzsch mit dem ECHO KLASSIK 2017 ausgezeichnet. Im Oktober 2017 stellte Thomas Fritzsch die Telemannischen Gambenfantasien in Rezitalen und Meisterklassen in den USA vor und wurde dafür vom amerikanischen Publikum gefeiert. Zu den Lübecker Buxtehude-Tagen 2018 brachte Thomas Fritzsch gemeinsam mit Harald Vogel (Orgel) eine bislang unbeachtete Komposition Buxtehudes für Viola da gamba und Orgel zur Erstaufführung. In Würdigung seines weltweit ausstrahlenden Engagements für Bach und Abel wurde Thomas Fritzsch 2014 zum Kulturbotschafter der Bach-Abel-Stadt Köthen ernannt und 2017 zum Sonderbotschafter des Burgenlandkreises berufen.

Zu den bekanntesten Chorälen deutscher Sprache zählt "Wer nur den lieben Gott läßt walten". Schöpfer von Text und Weise ist Georg Neumark (1621-1681), Dichter in der Nachfolge Simon Dachs, Kanzleiregistrator und Bibliothekar von Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar und einer der namhaften Gambisten des 17. Jahrhunderts. Nach eigenem Bekunden wurde Neumark 1640 in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges in einer Postkutsche überfallen und ausgeraubt. Völlig mittellos geworden, erhielt er Hilfe von einem akademischen Netzwerk und fand in Kiel Aufnahme in einer Pfarrersfamilie. Am Tage seiner Ankunft schuf er aus Dankbarkeit diesen Choral.

Karl Gustav Nieritz (1795-1876, Kreuzschüler in Dresden, Lehrer und Schriftsteller) veröffentlichte 1844 eine Volks- und Jugenderzählung unter dem Titel "Georg Neumark und die Gambe oder: Wer nur den lieben Gott läßt walten", die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Nachauflagen erfuhr. Die frei erfundene Geschichte, in deren Mittelpunkt die wundersame Errettung des Gambisten Georg Neumark steht, beinhaltet alle Elemente eines dramatischen Stoffes: Verleumdung, Lebensgefahr, Gefängnis und Todesnot, Herzensgüte und unerschütterlichen Glauben, ein räuberisches Findelkind und dessen moralische Besserung, eine rührende Liebesgeschichte - und immer aufs Neue den in fast jeder Situation im Gambenspiel Trost suchenden Georg Neumark. Kein Wunder also, daß Julius Rietz, Freund Mendelssohns, "Georg Neumark und die Gambe" 1858 als Oper auf der Leipziger Bühne uraufführte (Libretto: Ernst Pasqué) und im Folgejahr das Werk auch auf die Weimarer Opernbühne brachte.

Die Lesung der Geschichte von Karl Gustav Nieritz in der wunderbaren Sprache des frühen 19. Jahrhunderts (in gestraffter Version) in Verbindung mit Musik für Viola da gamba solo bietet alle Voraussetzungen für einen ans Herz rührenden Musik-Literatur-Abend.


                                               P R O G R A M M
 
Georg Neumark und die Gambe
oder:
Wer nur den lieben Gott läßt walten

Eine Erzählung (1844)
von Karl Gustav Nieritz (1795-1876)


                                             Carl Friedrich Abel
                                                  (1723-1787)
Allegro WKO 198 / A1:18

                                                  L e s u n g

                                              Georg Neumark
(1621-1681)
Choral Wer nur den lieben Gott läßt walten

[Jean?] de Sainte-Colombe
(gest. vor 1700)
Prélude

                                                  L e s u n g

[Jean?] de Sainte Colombe
Sarabande und Chaconne
                                            
                                             ku r z e   P a u s e

                                             Carl Friedrich Abel
Sonata [G-Dur] WKO 155 / A1:3

                                                   L e s u n g

                                             Carl Friedrich Abel
Moderato WKO 208 / A1:29


Thomas Fritzsch – Viola da gamba & Lesung

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